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Interessantes aus dem
Netzwerk EMS

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Wir berichten

aus dem Netzwerk EMS


EMS und OEM trotzen gemeinsam(en) Allokationsängsten

Was getan werden kann – und muss

„Zuweisung von [begrenzten; Anm.] Gütern und Ressour- cen, bezogen auf Personen und/oder Produktionsprozesse.“

So beschreibt das Gabler Wirtschaftslexikon den Begriff Allokation und Avishai Merghalim beschreibt dies mit zwei Phasen – die Ressourcen müssen irgendwo her- kommen und irgendwo hingehen.

Sehr viel verdächtiger wird einem die Definition, wenn man die letzten Jahre beruflich in einer Elektronik-nahen Sparte zugebracht hat. So sind dem geneigten EMSler und OEMler die Ausprägungen dieser Theorie vor allem als Chip- oder Halbleiterkrise bekannt, die Organisationen rund um den Erdball von 2021 bis Mitte 2023 im Atem gehalten hat. Zeiten, in denen teils extreme Zusatzkosten in die Bauteil- beschaffung fließen mussten, in denen das Working Capital bis an die Grenze strapaziert und Kunden vertröstet werden mussten. Zeiten enormer Umsätze – und mittlerweile hoher Lagerbestände.

Glücklicherweise können wir heute, im Sommer 2024, fest- stellen:
Die Allokation – und der damit einhergehende Bullwhip- Effekt - ist ausgestanden! Endlich. Oder etwa doch nicht?

Dieser Artikel, der im Namen des Netzwerks EMS erscheint und von Matthias Sester (Fritsch Elektronik) und Marc Albin Alge (alge electronic) verfasst wurde, setzt sich mit dieser Frage auseinander. EMS haben Kontakt zu Distributoren, Brokern und Herstellern, wodurch es möglich ist, viele In- formation gebündelt zu verarbeiten. Dabei soll dieser Ar- tikel weder kritisieren noch Angst schüren. Stattdessen ist es das Ziel der Autoren, den aktuellen Status Quo möglich dialektisch und kritisch-objektiv zu erörtern – und das im ureigensten Interesse, denn am Ende der Analyse steht eine Handlungsaufforderung als Hilfestellung für mittelständi- sche EMS im Fokus.

Der Status quo

Über die seinerzeitigen Auslöser der Allokation wurden aus- reichend Berichte verfasst, weshalb wir uns auf die Feststel- lung beschränken wollen, dass eine Allokation dann beginnt schmerzhaft zu werden, wenn die Nachfrage das Angebot zumindest kurzzeitig massiv übersteigt. Als Folge kommt es zu Wahrung der Eigeninteressen, (meist verbunden mit Furcht) zu Panikkäufen, die sich in ihrer Wirkung über die Supply Chain multiplizieren und letztlich in hohe Lagerstän- de münden. Produktion und Verteilung, eben.

Nachfrage

Beginnen wir mit der Analyse der Nachfrage in Europa. Wäh- rend in den letzten 12 Monaten in Asien und den USA die Wirtschaft und damit die Nachfrage in unterschiedlichen Abstufungen einigermaßen stabil blieb, kann selbiges kei- nesfalls für Europa behauptet werden. Neben der momen- tan dampflosen Wirtschaftslok Deutschland war Europa durch eine hohe Inflation gezeichnet, die – wenig überra- schend – sprunghafte Zinserhöhungen nach sich zog.
Immer weiter ausufernde administrative Vorgaben und ein durch die Rechtsrücke drohender Protektionismus führen aktuell zu einer äußerst verhaltenen Investitionspolitik.

 Das zeigt sich auch in unterschiedlichsten Indizes (Stand: September 2024), wie dem Einkäuferindex (Beschaffung aktuell; 40,3 Punkte bzw. 9,7 Punkte unter einem 0-Wachs- tum) oder dem ifo Geschäftsklimaindex (85,4; im Vergleich: Juni 2020 86,2). Hinzu kommt, dass Märkten in Europa im- mer noch eine hohe Volatilität beigemessen wird, was bei- spielsweise am Volatilitätsindex des DAX (VDAX) abgelesen werden kann, der erstmals im Juli diesen Jahres wieder auf einen Wert > 20 Punkten gestiegen ist (aktuell: 14,95 Punkte).

Selbstverständlich gilt diese Analyse weder für alle Länder, noch für alle Branchen im selben Maße. Zudem ist mittel- fristig wohl mit weiteren, wenn auch kleinen Zinssenkungen der Notenbank zu rechnen. Und Volatilität bedeutet zwar Risiko, aber damit auch Chance.

Dennoch sind die Folgen in der EMS-Industrie spürbar: Rah- menverträge wollen verlängert, erweiterte Vorfinanzierun- gen verhandelt werden. Die Arbeitslosenzahlen steigen seit Längerem wieder erstmalig, und investiert wird nur, was nicht verschoben werden kann.

Es darf behauptet werden, dass das Wirtschaftsklima schon einmal angenehmer war, als es aktuell der Fall ist.

Angebot

Wie sieht es auf der Angebotsseite aus?

Zu erwarten wäre, dass die Halbleiterhersteller bei einem - wohlgemerkt globalen – Nachfragerückgang im Anschluss an erste Preissenkungen ihre Produktion drosseln werden, um das Angebot wieder der Nachfrage anzugleichen. Ein möglicher Angriffskrieg Chinas auf den größten Chipher- steller der Welt, Taiwan, bleibt in diesem Zusammenhang lieber noch unberücksichtigt. Als gesichert gilt hingegen, dass Europa als kleinster, am wenigsten wachsender und am wenigsten einheitlich handelnder Wirtschaftsblock im Ver- gleich mit den USA und China den geringsten Zugriff auf die weltweite Versorgung haben dürfte.

Vorzeichen einer Drosselung wären einerseits sehr hohe Lagerbestände an Elektronikbauteilen entlang der Supply- Chain, die eine weitere Produktion im bestehenden Aus- maß unrentabel machen. Diese Annahme darf anhand der Auswertungsergebnisse von Dieter G. Weiss und in4ma als gesichert angenommen werden. Zudem sind erstaunliche Aktivitäten von freien Distributoren am Markt zu beobach- ten, die aktiv auf der Suche nach Überbeständen sind und aktuell nur wenige Mühen scheuen, um ihren Zugriff auf Material zu erweitern. Es darf also angenommen werden, dass Material vorhanden ist.

Andererseits können erste pauschale Preiserhöhungen ein- zelner Hersteller dahingehend interpretiert werden, dass das Angebot gedrosselt und der Nachfrage angeglichen werden soll. Gerade der Preis sogenannter Vintageparts er- höht sich unverhältnismäßig – dies sind Bauteile mit mittle- rer bis kleiner Stückzahl, welche sich für den Hersteller nicht wirklich lohnen.

In diesem Zusammenhang bietet sich ein Blick auf den Sup- ply-Chain-Pressure Index der New York Fed an, der sich als Marko-Index seit Anfang 2020 zum ersten Mal wieder auf eine stabile 0 einzupendeln scheint:

Supply-Chain-Pressure Index (FEDERAL RESERVE BANK of NEW YORK)

supplychain-pressureindex.jpeg
Ginge man davon aus, dass dieser Index repräsentativ für die globale Supply-Chain stünde, würden wir uns heute im Gleichgewicht befinden (bzw. bei 0,20 Punkten, was dem recht nahekommt). Die Absicht dieses Artikels ist jedoch eine gewisse Antizipation zu gewährleisten.

Und hier wird es jetzt spannend. Denn: Die große Unbe- kannte in der Gegenüberstellung von Angebot und Nach- frage ist letztlich, inwiefern beide Faktoren wirklich von den Herstellern repräsentativ erhoben werden können.
Nähmen wir nun an, dass dies allen Herstellern möglich wäre und das Gemeinwohl in allen Fällen die Eigeninter- essen überstiege, bliebe die Frage, in welchem Takt diese Gegenüberstellung und Anpassung geschähe.

Unsere Welt ist sehr volatil geworden und wartet mit einer Komplexität auf, die nur mehr selten auf eine einfache Kau- salität zurückgeführt werden kann.

Vor diesem Hintergrund fällt es schwer, optimistisch zu sein. Aber mutig würde ja bereits reichen.

Was blüht uns also?

Wir haben versucht, diese zentrale Frage mittels dreier Sze- narien zu beantworten, deren Eintrittswahrscheinlichkeit die acht Mitglieder des Netzwerk EMS eingeschätzt haben. Die Szenarien samt Einschätzung finden Sie im Folgenden aufgeführt.

Szenario 1: Die nächste Chipkrise rollt bereits an

War die letzte Inflation multikausal, so dürfte es auch die nächste werden: Europa als kleinster Elektronikmarkt wird hinsichtlich Wirtschaftswachstums der USA und China abge- hängt. Bei einer dazu eintretenden Wahl von Donald Trump dürfte neben allerlei gesellschaftlicher Erschütterung auch mit einem gewissen Protektionismus der USA gerechnet werden – eine Praktik, die im Automotive-Bereich ja von der EU bereits gegenüber China angewendet wird. Und leider,


auch der von manch politischer Agenda noch geleugnete Klimawandel dürfte mittels Extremereignissen punktuell für Erschütterungen sorgen.

Nimmt man dann noch hinzu, dass sich das Working-Capi- tal-Management durchsetzen wird und alle Unternehmen ihre Lagerbestände bis Ultimo herunterfahren, könnte es der ihre Kapazitäten bereits verringernden Waver-Produk- tion schwerfallen, kurzfristig auf diese Bedarfe zu reagieren; vielleicht sogar doppelt schwer, berücksichtigt man die an- stehenden Abkündigungen von Vintageparts.

Und selbst wenn diese Bedarfsschwankungen nur kurzfris- tig wären: hat uns nicht die letzte Allokation gelehrt, dass wir überhaupt nicht rational agieren und der Homo Öcono- micus nur seine eigenen Interessen verfolgt, wenn es ans Eingemachte geht?

Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Szenarios: 18%

Szenario 2: Vorbei ist vorbei

Grundsätzlich gilt es, die Quellen von Informationen ge- nauestens zu hinterfragen. Zwar kann nicht immer alles an- hand der Fragestellung „Cui bono?“ angegangen werden; dennoch sind wir alle selten frei von Interessenskonflikten, und die Umsätze während der Allokation waren beinahe flä- chendeckend großartig.
Es gibt vor diesem Hintergrund genügend wissenschaftliche Belege, dass wir Wahrnehmungsverzerrungen unterliegen und in Wahrheit so gar nicht dem rational entscheidenden Wesen gleichen, als dass wir uns alle in der Regel zu sehen pflegen.
Deshalb Hand aufs Herz: War die Allokation denn wirklich von einer enormen Nachfrageerhöhung in kurzer Zeit ge- trieben? Oder handelte es sich um vom Herdentrieb aus- gelöste Scheinbedarfe bzw. vorweggenommene Bedarfe, die jetzt eben nicht mehr anfallen, weil sie entlang der Wert- schöpfungskette bereits auf Lager liegen?

Immerhin darf festgehalten werden, dass das „just-in-time“- Konzept auch bei mittlerweile wieder höheren Sollzins- sätzen nur mehr selten bedient wird. Dafür sind die in der Allokation gemachten, teilweise äußerst schmerzhaften Er- fahrungen noch zu frisch. Denn: Im Allgemeinen ist nichts teurer, als nicht liefern zu können. Und im Speziellen, in Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangel Mitarbeiter ohne entsprechende Auslastung zu halten.

Und dann ist da immer noch die gesamtwirtschaftliche Situation in Europa.

Energiekrise, Inflation und überhitzte Märkte lassen darauf schließen, dass wir die Rezession noch etwas anhalten dürf- te. Oder in anderen Worten: Wo sollen die Wirtschaftsstei- gerungen , die für eine Allokation zudem überproportional notwendig wären, aktuell herkommen? Über weitere Erhö- hungen der Staatsverschuldungen?

Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Szenarios: 15 %

Szenario 3: Die gute, alte Normalverteilung

Wer der Stimme der Vernunft Gehör schenkt, dürfte wissen: Extremszenarien sind vor allem deshalb extrem, um unsere geistige Flexibilität in der Ausrichtung auf Ereignisse außer- halb der wahrscheinlichsten anzunehmenden Zukunft zu schärfen. Es kommt selten so gut, wie man gehofft hat – und glücklicherweise auch selten so schlecht, wie befürchtet.
Deshalb: Die Nachfrage an Elektronikbauteilen ist aktuell gering, das Angebot selbst nicht. Die Situation müsste sich schon in äußerst kurzer Zeit ins Gegenteil verkehren, um uns ähnliche Zustände wie 2021 und 2022 zu bescheren.

Vorbehaltlicher weiterer Extremereignisse wie eines Angriffs von China auf Taiwan o.ä. dürfte es wahrscheinlicher sein, dass sich die europäische Wirtschaft schrittweise erholt, und – neben der Produktion – auch die entlang der Supply Chain vorhandenen Materialbestände zurück in den Markt fließen.

Ein Bullwhip-Effekt lässt letztlich auch darauf schließen, dass sein Auflaufen in abbauenden Zyklen verläuft. Dieser Logik folgend ist eine leichte Verschärfung nochmals möglich; al- lerdings wohl in deutlich verträglicherem Maße, als in der Vergangenheit.

Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Szenarios: 67 %

Und jetzt?

In einer ungewissen Zukunft sind alle Entscheidungen not- wendig – und häufig schwierig. Gehen wir deshalb von der wahrscheinlichsten Zukunft aus und fragen uns, wie wir gleichzeitig einem worst case entgegentreten würden.

 Aus Sicht der Autoren kann und muss Einiges getan werden

- übrigens auch unabhängig jeglicher Eintrittswahrschein- lichkeiten, denn allein die Umsetzung der folgenden Punkte hilft sämtlichen Markteilnehmen, extreme Auswirkungen bereits im Vorfeld zu verringern.

Resilienz und Partnerschaften in den Designs

Nach der Überbelastung der letzten Jahre ist jetzt die Zeit gekommen, sich in einem ruhigeren Umfeld mittels Second Sources Gedanken zur Resilienz der eigenen Designs zu machen. Wir wollen das Vorgehen der Alternativenfindung keinesfalls trivialisieren, doch muss die Frage erlaubt sein: Wann, wenn nicht jetzt?
Zudem ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um eine interne Entwicklung gegebenenfalls durch externe Kapazitäten zu erweitern. Kapazitäten schaffen Flexibilität und erweitern die Expertise. Unabhängig davon, ob dies mittels Freelan- cern, Entwicklungsbüros oder E²MS angegangen wird – the more, the merrier.

Zusammenarbeit und Kommunikation

Zwei Schlagworte der alten Schule. Und doch: Wenn Dis- tributor, EMS und Kunde ein Vorgehen wie aus einem Guss schaffen und die Kommunikationsprozesse schlank bleiben ohne Meetingflut zu jedem Problembauteil, kann man der Verfügbarkeit Herr werden. Viele Unternehmen haben ihre Prozesse nach der letzten Allokation angepasst, jetzt fehlt noch die Koordination für die Zukunft. Die Distributoren so- wie das gemeinsame Vorgehen im Problemfall sollten des- halb bereits im Vorfeld definiert werden; nicht nur zur Liefer- sicherheit, sondern auch zum Projektschutz.

Doch auch in die andere Richtung muss gearbeitet werden: Unternehmen müssen von Kunden wissen, mit welchen Be- darfen konkret gearbeitet wird. Perfektion ist dabei nicht das Mittel der Wahl, denn in jeder Supply Chain muss damit gerechnet werden, dass an irgendeiner Stelle diese Informa- tion nicht erhalten und weitergegeben werden kann. Doch je weitere diese Information vom letztlichen Consumer ent- fernt liegt, desto besser.

Dienstleistungsvereinbarungen

EMS sind Dienstleister und verdienen ihr Geld damit, einen individuellen Kundennutzen zu erfüllen. Natürlich hat jede Flexibilität ihre Grenzen, Anpassungen an die Anforderun- gen des Kunden müssen verhältnismäßig bleiben. Doch ist jetzt die Zeit gekommen, Dienstleistungsvereinbarungen aufzusetzen, die das EMS dazu ermächtigen, Bauteile für seine Kunden als lagergeführte Artikel zu beschaffen (im Vergleich zu: auftragsgeführten Artikeln) – freilich mit ver- nünftigen Meldebeständen. Diese Lagerverwaltung ver- ursacht durch die Vorfinanzierung des Kunden bei diesem zwar Kosten, schafft aber neben der gewonnenen Sicherheit auch Potenzial für Skaleneffekte.

EMS stehen zudem neue Möglichkeiten zur Verfügung, sei das über Bauteilplattformen (IHS, Silicon Expert, Z2Data, u.a.) oder über Überbestands- und Materialplattformen, wie sie aktuell im Entstehen inbegriffen sind. Diese Möglichkei- ten wollen gemeinsam genutzt werden.

chend des tatsächlichen Bedarfs am Point of Sale zu vermei- den – auch wenn das sehr viel leichter gesagt, als getan ist und einen gemeinsamen Kraftakt erfordert.

Falls Sie sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass all diese Maßnahmen für keinerlei Überraschungen sorgen – haben Sie recht. Es darf wohl behauptet werden, dass das Gros der oben angeführten Maßnahmen auch bereits wäh- rend der Allokation der Jahre 2021 und 2022 bekannt waren.

Woran es letztlich scheiterte, war die größtenteils ausgeblie- bene Umsetzung nachdem die Umstände den Blick auf den eigenen Nutzen verengten.

Lagerbewirtschaftung bar jeglicher Panik

Nachdem wir es gerade von der Lagerbewirtschaftung hat- ten: Ein wichtiger Pfeiler der nächsten Allokation wird das Herunterfahren aller Läger auf 0 entlang der Supply Chain sein. So würden bei einer Konjunktur überdurchschnittliche Folgebedarfe in kürzester Zeit das Angebot übersteigen.

Wir sind deshalb trotz hoher Fremdkapitalkosten und län- gerer Bilanzen gut beraten, Vernunft walten zu lassen und diese Situation durch vorausschauende Disposition entspre-

Als Vertreter eines Netzwerks von Marktbegleitern verste- hen wir uns als glühende Anhänger einer auf Integration und Transparenz aufbauenden Zusammenarbeit ohne El- lenbogenmentalität.

Wir sind davon überzeugt, dass uns politischer wie betriebs- wirtschaftlicher Protektionismus Möglichkeiten raubt und möchten deshalb abschließend dazu aufrufen, entlang der Wertschöpfungskette die Kooperation und Offenheit zu er- höhen. Gerade die letzten Jahre legen nahe, dass ein Mitein- ander sehr viel zielführender ist als einen Neben- oder sogar Gegeneinander.

Wir hoffen, mit diesem Beitrag unseren Beitrag hierzu zu leisten.

Der gesamte Artikel kann hier als PDF heruntergeladen werden: pdfArtikel_EMS_Netzwerk_30-10-2024.pdf

Der „Bullwhip“ oder „Peitschen“-Effekt im Supply-Chain-Management - und was dagegen getan werden kann

Der „Bullwhip“ oder „Peitschen“-Effekt beschreibt eines der zentralsten und vermutlich populärsten Probleme des Supply-Chain-Managements: Eine tatsächliche Nachfrage wird entlang der Lieferkette nicht linear weitergegeben, sondern unterliegt vom Endverbraucher bis hin zum Hersteller zunehmenden Schwankungen. Dieses in den 1990er Jahren von Procter und Gamble beschriebene Phänomen wird u.a. durch Engpässe verstärkt. Die Herausforderung steigt mit der Anzahl an Engpässen. Dieses unerwünschte Phänomen macht aktuell vor kaum einer Branche halt und zerrüttet Lieferketten von der Papier- über die Kunststoff- bis hin zu Metallindustrie. Und auch die Elektronikindustrie wird im Rahmen der Beschaffung von Elektronikbauteilen von einer noch nie dagewesenen Verknappung geplagt.

Frei nach Umberto Ecco hat jedes komplexe Problem eine einfache Lösung – und die ist falsch. Das gilt auch im Fall der momentanen Allokation, die durch unterschiedlichste, sich teilweise verstärkende Einflussfaktoren ausgelöst wurde.

Aufgrund der schieren Komplexität der Situation kann ein kurzer Überblick das Problem deshalb kaum in all seinen Facetten darstellen. Er entspringt zudem subjektiven Sichtweisen seiner Autoren und baut auf komprimierten Eindrücken und Informationen aus Gesprächen der letzten Wochen und Monate auf.

Wir wagen dennoch einen Versuch.

Die Ausgangssituation

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Betrachtet man das Ökosystem im Bereich der Produktion elektronischer Bauteile und Komponenten, so fällt auf, dass ein verschwindend geringer Teil der führenden Unternehmen der Chip-Industrie ihre Produkte in Eigenproduktion herstellt. Stattdessen wird die Produktion an einige wenige Auftragsfertiger wie TSMC oder SMIC vergeben, die fast ausschließlich in Asien angesiedelt sind.

Dieses Ausfallrisiko wird zusätzlich verstärkt durch den hohen Hardware-, Software- und Design-Anteil am gesamten Wertschöpfungsprozess. Auf die Produktion von Halbleitern oder des zur Herstellung notwendigen Equipments entfällt hingegen nur ein sehr geringer Teil.

Diese unzureichende Diversifikation lässt die Anfälligkeit des Systems gegenüber regionalen Einflussfaktoren wie Lockdowns oder Klimakatastrophen bereits erahnen. Auch eine kurzfristige Kapazitätserweiterung der Produktionen wird allein durch die limitierte Anzahl an Equipment-Herstellern bereits in ihren Grundzügen enorm erschwert.

Unabhängig von diesen ungünstigen Voraussetzungen waren die negativen Einflussfaktoren der letzten Jahre weder in dieser Menge, noch in dieser raschen Aufeinanderfolge vorauszusehen - und schon gar nicht in diesen extremen Auswirkungen.

Dem die Wirtschaft hemmenden Handelsstreit zwischen den USA und China folgte eine globale Pandemie, die den Konsum zuerst weltweit zum Erlahmen brachte, während einzelne Branchen wie Consumer-Elektronik und Infrastruktur prosperierten. Im Anschluss traf die langsam wieder erstarkende Nachfrage auf verringerte Produktions- und Transportkapazitäten. Extreme Wetterphänomene wie die Kältewelle in Texas, der für die Chipproduktion schädliche Wassermangel in Taiwan oder die notwendige Zuteilung der Stromkontingenten in China trugen das ihrige zur Verschärfung der Situation bei.

Die Konfrontation eines instabilen Systems mit derartigen Extremeinflüssen blieb in der Öffentlichkeit nicht unbemerkt. Die ursprüngliche Sorge vor möglichen Materialengpässen führte schließlich zu tatsächlichen Materialengpässen, indem entlang der Wertschöpfungskette wider besseren Wissens Sicherheitsläger aufgebaut wurden. Dies ist auch nach wie vor gängige Praxis. Die unvermeidliche Folge daraus: Weitere Unterkapazitäten und fehlerhafte Annahmen über tatsächliche Bedarfe entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Die Allokation wird real

Erschwerend kommt hinzu, dass die Ausmaße der Allokation nur sukzessiv spürbar wurden ohne sich als großer, plötzlicher Knall auf der Leinwand der Weltwirtschaft zu verewigen. Waren Bauteileläger im ersten Teil der Allokation zu Beginn der Jahres 2021 beispielsweise noch in Teilen gefüllt, so gilt dies keinesfalls mehr für das Jahr 2022.

Wenn es also auch schleppend lief, so lief es doch, und solange die Allokation nur ihren Schatten vorauswarf, lebte auch die Hoffnung, dass es bei diesem Schatten bleiben möge.

Spätestens an dieser Stelle verschärfen Profiteure die Situation zusätzlich.

Das Aufkaufen dringendst benötigter Bauteile und der umgehende Wiederverkauf zu horrenden Preisen ist zum risikofreien und boomenden Geschäftsmodell geworden. Die Nachfrage regelt den Preis, und dem Preis fehlt das Korrektiv. So wird in der aktuellen Situation über Programme („Scrapbots“) versucht, automatisiert Mengen aufzukaufen, sobald diese von Herstellern oder Distributoren gelistet werden. Auf diese Weise wird die rare Ware nicht für die Produktion, sondern für den Zwischenverkauf gesichert. Die Folge sind gefährdete Arbeitsplätze auf der einen und enorme Profite auf der anderen Seite der volkswirtschaftlichen Maginot-Linie.

Wohl dem, der sich in dieser Zeit auf Partner in der Beschaffung von Problembauteilen verlassen kann, die ihre Strategie nicht dem kurzfristigen Profit unterordnen und sich auf die Zeit nach der Allokation ausrichten.

Dabei sind die wenigsten Geschäftsmodelle den enormen Mehrbelastungen gewachsen, die vor allem in den Einkaufsabteilungen entlang der Wertschöpfungskette entstehen. Im Besonderen betroffen sind hiervon Distributoren, in deren Linecards momentan zu viele Bauteile Lieferschwierigkeiten unterliegen. Jeder einzelne Verzug macht dabei kundenseitig Abklärungen notwendig. Eine Überlastung der Administration ist somit kaum zu verhindern, eine erschwerte Erreichbarkeit und ein bestenfalls zäher Informationsfluss die Folge. 

Aktuelle Entwicklungen

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Die aktuellen Entwicklungen sind ernüchternd.

Waren Preiserhöhungen in bestehenden (!) Vertragsverhält­nissen bis vor Kurzem noch unvorstellbar, so ist ein solches Vorgehen mittlerweile Teil der täglichen Arbeit. Geltendes Vertragsrecht und die Grundlagen einer geregelten Zusam­menarbeit sind dadurch nicht nur theoretisch, sondern de facto außer Kraft gesetzt. Die Materialverfügbarkeit ist zum höchsten Gut geworden. Werden Preise nicht akzeptiert, er­folgt keine weitere Lieferung.

Um den eingehenden Bedarfen überhaupt noch Herr zu werden und gleichzeitig eine gewisse Nachvollziehbarkeit zu bieten, verweisen Distributoren auf ein bestehendes FI­FO-Prinzip in der Abarbeitung von Bestellungen. First come, first serve; nicht nur der Termin der eigenen Bestellplatzie­rung ist entscheidend, sondern ebenso jener der Marktbe­gleiter.

Doch selbst die erhöhten Preise samt frühzeitigsten Bestel­lungen garantieren keine fixen Liefertermine. Stattdessen sind weitere Terminverschiebungen alltäglich - mitunter bis zum Ende des Jahres 2023, sofern überhaupt ein Lieferter­min genannt werden kann. Ist dies für das EMS und seine Kunden nicht tragbar, beginnt die Suche nach Alternativen. Entweder, indem ein Ersatz­bauteil definiert werden kann.

Oder, indem eine alternative Beschaffungsquelle auf dem langsam aber sicher austrocknenden Brokermarkt ausfindig gemacht wird. Beides sorgt für enorme Mehraufwände und wird durch den Umstand verschärft, dass in glücklicherwei­se seltenen Fällen Material nicht mehr länger kostenfrei stor­niert werden kann.

Kann nun die notwendige Komponente von einem auf die Beschaffung von Problembauteilen spezialisierten Dienst­leister aufgetrieben werden, so steigen gleichzeitig die sich aus unsicheren Beschaffungsquellen ergebenden Risiken. Die seit Jahren kursierenden Schauergeschichten fehler­hafter, falscher oder schlicht gefälschter Bauteile am Markt werden zunehmend Realität.
Dieses Risiko, ebenso wie die erhöhten Kosten in der Materi­albeschaffung, können EMS nicht tragen. Aus diesem Grund ist es notwendig, Kunden auf die Risiken aus diesen Beschaf­fungsquellen hinzuweisen und sie durch zwischengeschal­tete Prüflabore zumindest zu verringern. Und gleichzeitig bei der Weitergabe der Kosten transparent zu arbeiten, um die Mehrkosten für den Kunden nachvollziehbar zu machen.

Die Schmerzen der EMS-Industrie

EMS befinden sich mitten im Spannungsfeld der momen­tanen Allokation, und der Druck nimmt zu. Zwar sind meist auch die Auftragseingänge der letzten Monate im Vergleich den Vorjahren überproportional gestiegen; ein normaler­weise hochwillkommener Umstand, der Planungssicherheit schafft. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass auch ein Teil dieser Auftragseingänge dem Bullwhip-Effekt geschuldet ist und Sicherheitsbedarfe darstellt.

Eine Besonderheit des Geschäftsmodells EMS ist, dass gera­de bei ellenlangen Stücklisten während einer Allokation die Wahrscheinlichkeit steigt, dass ein oder mehrere Bauteile nicht zeitgerecht zum Produktionstermin eintreffen. Dann kann folgerichtig nicht produziert werden und der Produk­tionstermin verschiebt sich. Meistens um Tage, häufig um Wochen, mitunter um Monate. Eine vernünftige Produk­tionsplanung ist erst dann möglich, wenn sämtliche Kom­ponenten der Stückliste den Wareneingang durchlaufen ha­ben und auch die Kapazitätsplanung durch COVID-Ausfälle nicht länger eingeschränkt ist.

Der Bullwhip-Effekt erhöht nun aus den beschriebenen Gründen schrittweise die Wahrscheinlichkeit fehlender Bau­teile. Gleichzeitig nehmen die Lieferzeiten zu, während die Anzahl an Kundenbestellungen ungebrochen bleibt. Um Material gemäß des FIFO-Prinzips jedoch überhaupt zu er­halten, muss es so früh wie möglich disponiert werden in der Hoffnung, dass sich die Allokation in der Zwischenzeit nicht weiter ver-, sondern entschärft. Eine trügerische Hoff­nung.

Das Resultat: Sicherheitsbemühungen von Kunden führen bei EMS zu erhöhten Bauteilbeständen. Das Working-Capital steigt, und mit ihm auch die sich aus Liquiditätsengpässen ergebenden Risiken.

Die kundenseitig vereinzelt und erst seit kurzem auftau­chende Forderung, als EMS das komplette Material aus Rah­menverträgen ohne entsprechende Finanzierung durch den Kunden einzulagern, ist bereits in ruhigeren Zeiten ein po­tenzielles Existenzrisiko und keinesfalls Usus. Vor dem Hintergrund der momentanen Situation verbietet sich ein sol­ches Vorgehen für jeden ordentlichen Kaufmann gänzlich. Ein gangbarer Weg ist es hingegen, wenn Kunden in Form von Anzahlungen auftragsbezogene Finanzierungsunter­stützung leisten, um dem EMS somit die Bestellung der ge­samten Rahmenmaterialmenge auf den nächstmöglichen Lieferzeitpunkt zu ermöglichen. Die Wahrscheinlichkeit, sämtliche Bauteile zeitgerecht zu erhalten, wird dadurch zumindest erhöht. Auch Alternativen müssen im Bedarfsfall nur einmalig geklärt werden.

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Wer an dieser Stelle einwirft, dass Layoutänderungen in­direkt teurer werden, dem muss entgegnet werden, dass in der momentanen Situation auch eine Layoutänderung - wenn überhaupt - nur einen geringen Schutz vor Auswir­kungen des volatilen Bauteilmarktes bietet. Welches Bauteil kann schließlich auch in zwei Monaten noch mit Sicherheit friktionsfrei beschafft werden?

Wenn nun das komplette Rahmenmaterial beschafft wird, fallen bis zum tatsächlichen Wareneingang signifikante Mehrkosten in Arbeitsvorbereitung, Einkauf und Vertrieb der EMS an. Alternativen müssen definiert, Kosten freige­geben, Abklärungen durchgeführt werden. Ein einzelnes, schwer beschaffbares Bauteil kann bereits stundenlange Aufwände nach sich ziehen - und aktuell sind sehr viele Bau­teile schwer beschaffbar. Schwierig wird es dann, wenn das Wachstum der Aufwände in der Administration das Wachs­tum der dortigen Kapazitäten übersteigt.

Passiert die heiß ersehnte Komponente schließlich den Wa­reneingang, steigen auch in allen nachgelagerten Abteilun­gen die Kosten. Aufgrund der hohen Auftragseingänge geht der Lagerplatz zur Neige. Kleinere Verpackungsmengen, Stangen statt Rollen und eiligst produzierte Teilmengen führen zu höheren Rüst- und Durchlaufzeiten und damit zu erheblich sinkender Produktivität, die mit steigenden Fix­kosten aus Strom und Gas bedient werden muss.

Es bleibt die Erkenntnis, dass der klassische und seit Jahren praktizierte EMS-Prozess im Moment in dieser Art und Weise nicht mehr länger existiert. Ein schmerzhaftes Eingeständ­nis, das gerade als an-den-Kunden-Dienst-leistender Sektor alternativlos ist. Gerade in der jetzigen Situation machen die aktuellen Entwicklungen ein offenes und transparentes Dar­stellen des Status quo notwendig.

Eines ist jedoch bei aller Ungewissheit klar: Die Alloka­tion wird vorübergehen.

Und bevor dieser Zeitpunkt erreicht ist, wird der durch sie ausgelöste Schmerz in vielen EMS-Unternehmen Entwick­lungen und Verbesserungen angestoßen haben, von denen Kunden und damit die EMS-Industrie langfristig profitieren werden. Die Zeit bis dahin mit all ihren Nebenerscheinun­gen muss schlicht abgelitten werden. 

Was kann getan werden?

Vor dem Aufzeigen möglicher Lösungswege erscheint eine Beschreibung dessen, was vermieden werden kann, als hilf­reich. Darunter fällt in erster Linie die Aufrechterhaltung falscher, doch beruhigender Fehlannahmen. Die Situation erscheint kritisch und darf auch entsprechend beschrieben werden. Dennoch ist es unrealistisch, davon auszugehen, EMS könnten ein globalwirtschaftliches Problem regional­betriebswirtschaftlich lösen. Das ist, als würde man vom Wetterbericht erwarten, den Hagelschaden zu reparieren.

Wer eine solche Entwicklung voraussehen hätte können, ist heute Privatier und kaum mehr angewiesen auf einen Brot­erwerb. Dementsprechend dienen Schuldzuweisungen sel­ten als etwas anderes als Feigenblätter für den Ärger und die Belastung, die Einkaufsabteilungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette erdulden müssen. Schlimmer noch - Schuldzuweisungen lösen keine Probleme, sondern ver­schwenden wertvolle Ressourcen, die Lieferanten, EMS und deren Kunden sinnvoller einsetzen könnten. Komplexe Pro­bleme kennen letztlich nicht den oder die Schuldige.

Es bleibt die Frage, was getan werden kann. Und auch hier bleibt eine Konfrontation mit der Wahrheit nicht aus.

Verstärken das FIFO-Prinzip und die dadurch ausgelöste, frühzeitige Disposition von Sicherheitsbedarfen den ein­gangs erwähnten Bullwhip-Effekt nicht noch zusätzlich? Ganz bestimmt.

Und besteht eine vernünftige und umsetzbare Alternati­ve zu diesem Vorgehen?

Wenn sich jedes europäische Unternehmen entlang der Supply-Chain dazu verpflichten würde, seine tatsächlichen Bedarfsmengen transparent von Sicherheitsbestellungen zu unterscheiden, dann ja. Eine solche Annahme ist jedoch realitätsferne Utopie, wir funktionieren nicht rational in Zei­ten der Unsicherheit.

(Und selbst wenn dieser Standard in Europa eingeführt wer­den könnten, würde der Erfolg immer noch am geringen europäischen Anteil am elektronischen Weltmarkt (ca. 10%) scheitern.)

Was wir jedoch voneinander erwarten sollten ist, im Rahmen der Bestellungen zumindest zu signalisieren, was dringend und sofort benötigt wird und was zum Aufbau einer Versorgungssicherheit gedacht ist. Und sollte der Liefertermin doch nicht beim ersten Schuss sitzen, hilft die Erinnerung daran, dass kein Unternehmen NICHT liefern und Umsatz machen möchte.

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Jeder gibt momentan sein bestes, und den EMS-Partner zu wechseln ist in der jetzigen Situation nicht empfehlenswert. Neben zusätzlichen Belastungen der erstmaligen Zusammenarbeit auf Kunden- und EMS-Seite würden die neuen, jetzt erst platzierten Materialbestellungen aufgrund des FIFO-Verfahrens der Vorlieferanten relativ weit hinten gereiht. Nun ist Treue gefragt.

Trotz all der zusätzlichen Belastungen arbeiten EMS ständig daran, das bereits vorhandene Lieferantenportfolio weiter aufzubauen. Der steigende Stellenwert belastbarer und tatsächlicher Partnerschaften zwischen EMS und deren Systempartner kommt ebenfalls nicht von ungefähr. Wer als Kunde nun gemeinsam mit seinem EMS versucht, Problembauteile auf dem Weltmarkt ausfindig zu machen, ist schon einen wichtigen Schritt voraus. Dabei sollten nicht beide Unternehmen gleichzeitig breitgefächerte Anfragerunden starten, um den Bullwhip-Effekt (und damit auch den Preis) nicht durch einen guten Anteil Scheinbedarf weiter anzukurbeln.

Transparenz ist insgesamt König. Speziell wenn es darum geht, Mehrpreise aus Broker-Bestellungen nachvollziehbar und offen für den Kunden darzulegen. Das gilt im Übrigen unbedingt auch für sonstige Konditionen wie Datecode, den geprüften oder möglichen Zustand der Bauteile und das potenziell daraus erwachsende Risiko für die bestückte Baugruppe. Auch wenn es manchmal schmerzt, müssen Kunden ein Maximum an Informationen und damit eine bestmögliche Entscheidungsgrundlage erhalten.

Darüber hinaus sind EMS nicht nur für die Nachfrage von Bauteilen verantwortlich, sondern - wenn auch mit gehörigen Abstrichen - ebenso für deren Angebot. Der begrenzte Einfluss kann geltend gemacht werden, indem Übermengen und Ladenhüter auf entsprechenden Plattformen platzier und ohne Preiswucher anderen EMS zur Verfügung gestellt werden. Oder, wenn selbst eine kleinste Menge weiterhilft, indem sich EMS auf dem kurzen Dienstweg aneinander wenden und anfragen, ob der Kollege etwas erübrigen kann. Und ja, das funktioniert tatsächlich.

Mitglieder Netzwerk EMS:

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